Badger Divide – 5 Tage Bikepacking-Abenteuer

🚴‍♂️Gemeinsam durch die Highlands
Ein gemeinsames Bikepacking-Erlebnis durch die schottischen Highlands. Die ersten Sonnenstrahlen tanzen über den stillen Moray Firth, als wir unsere vollgepackten Bikes in Inverness satteln – dem nördlichen Startpunkt des Badger Divide. Vor uns liegen rund 410 Kilometer voller Herausforderungen, spektakulärer Landschaften und unvergesslicher Begegnungen. Der Plan: autark und draußen schlafend, in mehreren Tagen von der Nordostküste bis ins urbane Glasgow – mitten durch das wilde Herz der schottischen Highlands.

Tag 1: Traumstart im hohen Norden
Gleich zu Beginn meint es das Wetter gut mit uns. Bei überraschend warmem Sonnenschein folgen wir den alten Militärwegen hinaus aus Inverness. Die Route führt durch Wälder, Moore und weite Ebenen. Unsere Bikes schnurren über den Schotter, die Gespräche verstummen immer wieder vor Staunen: Diese Weite, diese Ruhe, diese Berge!
Nach dem ersten langen Tag schlagen wir unser Zelt in der Nähe von Fort Augustus auf – direkt am Loch Ness. Nessie bleibt uns zwar verborgen, doch ein gemütliches kleines Lagerfeuer, ein Bierchen und die völlige Ruhe entschädigen mehr als genug. Die Natur ist beeindruckend – wir vergessen sofort unseren Alltag und freuen uns auf mehr.

Tag 2: The Corriearrack Pass

Dieser Pass, eine Militärstraße aus dem 18. Jahrhundert, lässt uns respektvoll in den Tag starten – denn er hat legendären Status und wird von manchen auch liebevoll „das Biest“ genannt. Unsere Bikes wiegen im Selbstversorger-Modus rund 30 Kilogramm – die bevorstehenden 12 Kilometer grober Geröll-Serpentinen versprechen also kein Vergnügen.

Für uns rostige Herren wurde es zur echten Schlacht mit Happy End. Ohne Schieben ging es nicht über den Pass, und auch die Abfahrt war keine entspannte Belohnung – eher das Gegenteil: unzählige kleine Bachrinnen, die immer wieder den Weg kreuzten, und lose Brocken, die kaum Fahrfehler verzeihen. Doch auch das ist irgendwann vorbei. Es wird gejodelt – und der Stolz bleibt.

Tag 3: Der Zorn des Wetters
Schottland zeigt seine andere Seite: Es zieht Regen auf, und am Morgen schüttet es wie aus Eimern. Regen von allen Seiten – fein, dick, waagrecht. Der Weg verwandelt sich in ein Schlammfeld, das Fahren wird zur Herausforderung. Wir kämpfen uns durch aufgeweichte Trails und endlose Pfützen, rutschen, fluchen, lachen – motivieren uns gegenseitig und fahren singend weiter.
Am „Trainspotting“-Bahnhof Corrour gönnen wir uns einen ordentlichen Kaffee und deftiges schottisches Essen – und schon sieht die Welt wieder besser aus. Dann geht es wieder hinein ins Nass. Wir müssen weiter.

Tag 4: Magie der Highlands
Nach dem Sturm: Stille. Wir fahren durch eine Landschaft wie aus einem Fantasyfilm – Moor, Berge, Wälder, spiegelglatte Seen. Besonders der Abschnitt über das Rannoch Moor beeindruckt uns zutiefst. Die Weite ist überwältigend, das Licht weich und golden. Jeder Meter erzählt eine Geschichte, jedes Tal ein neues Kapitel.
Die Menschen hier sind unglaublich freundlich und herzlich. Ein Beispiel? Der Regen und die endlosen Wasserrinnen hatten unser Tempo so stark gedrosselt, dass wir ein angepeiltes Café erst etwa eine Stunde nach Ladenschluss erreichten. Enttäuscht und erschöpft saßen wir vor der geschlossenen Tür. Plötzlich geht sie auf:
„Hey Jungs, wollt ihr noch Kaffee und Kuchen? “
Was für eine wundervolle Wendung! Später, auf einem Hügelgipfel mit Blick bis zum Ben Nevis, trinken wir einen Whiskey auf diese gute Seele.

Tag 5: Letzte Etappe, viele Gedanken
Die Route wird sanfter, wir nähern uns dem Süden. Wälder und Felder begleiten uns in die Ausläufer von Glasgow. Der Übergang zur Stadt ist deutlich – nach Tagen in der Natur überfordert uns der Verkehr fast. Doch wir rollen gemeinsam durch die letzten Kilometer bis zum Ziel.
Dort angekommen – erschöpft, staubig, glücklich – blicken wir uns an. Kein Wort nötig. Wir wissen beide: Diese Reise hat uns als Team noch enger zusammengeschweißt. Die Erlebnisse, das Lachen, die Stille und das gemeinsame Überstehen des Regens – all das bleibt.

Tag

Strecke

Distanz

Höhenmeter

Dauer

Highlights

1

Inverness Fort Augustus

71 km

1.810 m

5:29 h

Loch Ness, Great Glen Way

2

Fort Augustus Corrour

72 km

1.420 m

5:12 h

Corrour Estate, abgelegene Bothies

3

Corrour Loch Rannoch

71 km

1.210 m

5:26 h

Rannoch Moor, wilde Landschaften

4

Loch Rannoch Callander

127 km

1.910 m

8:33 h

Loch Lyon, Bridge of Balgie

5

Callander Glasgow

69 km

750 m

5:22 h

Loch Lomond, Kelvingrove Art Gallery

 
   

Technik und Equipment:

Für den Badger Divide würde ich ein MTB-Hardtail empfehlen. Die Untergründe sind teilweise sehr rau, und wie im Streckenprofil sichtbar, geht es fast nonstop hoch und runter – das erzeugt ordentlich Höhenmeter. Die Reifenwahl sollte robust sein und gut mit Matsch sowie Regen klarkommen und die Bremsanlage am besten hydraulisch mit frischen Bremsbelägen.

Wir waren – da im Oktober unterwegs – für alle Wetterlagen gut ausgerüstet: ein gutes, nicht zu kleines Zelt, passende Kleidung und wasserdichte Packtaschen. Das draußen Schlafen und Selbstversorgen hat sich für uns absolut gelohnt und war das zusätzliche Gewicht definitiv wert. In so einer grandiosen Landschaft zu übernachten und darin aufzuwachen, verstärkt die Naturverbundenheit enorm. Es hilft beim Abschalten – und sorgt für echtes Abenteuerfeeling.

Alles (bis auf meine Powerbank 😉) hat sich sehr gut bewährt, und ich würde es genauso wieder mitnehmen. Wir hatten keine Probleme, keine Pannen und keine Unfälle – dafür sind wir sehr dankbar.

Wenn du Fragen zur Ausrüstung oder zur Tour hast – melde dich gern!

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Martin (Dienstag, 27 Mai 2025 17:45)

    Großartige Tour! Danke für die Möglichkeit, sie aus dem Trockenen ein wenig mit zu erleben �

  • #2

    Peter (Dienstag, 27 Mai 2025 20:39)

    Schöne Story, tolle Bilder!
    Es ist inspirierend solche Geschichten zu lesen.

  • #3

    Dirk (Dienstag, 27 Mai 2025 22:53)

    Geile Fotos! Da guckt sich sogar der Regen weg�. Macht lust auf nachfahren!

  • #4

    Gavin (Mittwoch, 28 Mai 2025 12:04)

    It was a pleasure to share the Journey with you and show you Scotland in all it's glory. Looking forward already to our next Adventure. Cheers!

  • #5

    Dennis (Montag, 02 Juni 2025 17:05)

    Danke für deinen Beitrag, der große Lust macht diese Tour zu fahren. Bis auf das mit dem Regen … Aber damit muss man wohl dort rechnen. Außerdem finde ich deine Hinweise zu Equipment etc. hilfreich.
    Danke fürs Teilen.

  • #6

    Mel_ibokus (Donnerstag, 12 Juni 2025 15:27)

    Wow! Packend und toll detailliert geschrieben und das macht Lust darauf, diese Tour mal selbst zu versuchen. Ich habe euch vor dem geschlossen Café sitzen sehen und konnte die Freude spüren, dass ihr trotzdem noch Kaffee und Kuchen bekommen habt. Es gibt eben noch genug gute Menschen auf diesem Planeten. �