Das OPEN UP - Graveln leicht gemacht!

Endlicher Sommer, und das graveln mit dem Breitreifenrennrad boomt ohne Ende. Die Gravelbikes entwickeln sich immer weiter, und diese in unterschiedlichen Richtungen. Ein robustes Bikepacking Bikes mit dicken Reifen und Stahlrahmen? Oder doch ein leichter Carbon Gravelracer mit Armaufleger? Der Markt bitte viel und die Möglichkeiten sind groß. Also wohin mit meinem Geld? Hier ein toller Beitrag zu dem begehrten OPEN UP. Mein aufrechter Freund Thomas gibt uns hier seine ungesponserte Erfahrung und Meinung mit. Dafür bedanke ich mich herzlich bei ihm, und hoffe es bringt euch weiter. Beitrag ab!

Open UP Review
Ist das OPEN UP wirklich die eierlegende Wollmilchsau?
Diese Frage stellen sich vermutlich viele, die sich mit dem Gedanken tragen, ein OPEN Gravelbike anzuschaffen. Nach gut einem Jahr und ca. 15.000 gefahrenen Kilometern auf meinem Open möchte ich mit Euch meine Erfahrungen teilen. Dabei bin dabei ich total subjektiv und verfolge keinerlei kommerzielle Interessen.
Ein Open wird in der Regel als Frameset erworben und dann ganz nach den individuellen Vorstellungen aufgebaut. Deshalb beschreibe ich zunächst kurz, wie mein OPEN ausgestattet ist:
Schaltung: Ultegra mechanisch 
Bremsen: Ultegra 
Kurbel: Easton Carbon mit 46/30 und Powermeter
Lenker: Tune Geweih Carbon Road/Gravel 
Vorbau: Tune Aluminium
Sattelstütze: Thomson Masterpiece Aluminium
Sattel: SQlab 612 Carbon
Laufradsatz 28 Zoll:  DT Swiss GRX
Laufradsatz 27,5 Zoll: Stans No Tubes Crest MK3 27,5 Zoll Tubeless Laufräder
Gewicht mit DT Swiss und 28er Conti Tubeless ca. 7,7 Kg incl. Pedalen.

Warum sollte es ein OPEN werden?
 Meine Entscheidung für das OPEN war tatsächlich der Wunsch, mit einem Bike meine unterschiedlichen Bedürfnisse ans Radfahren zu realisieren. Ich hatte vor langer Zeit mal eine Rennradphase, war mir aber nicht sicher, ob ich wirklich wieder auf Tempo fahren will und kann. Aber die Option wollte ich auf alle Fälle haben. Die Tauglichkeit für Radreisen war mir wichtig und wenn die Straße nicht weitergeht, sollte das Bike auf alle Fälle auch offroad weiterkommen. Na und ich kann es nicht leugnen… ich bin ein Weight Weenie. Ob das schlau ist oder nicht sei dahingestellt. Vermutlich ist es das nicht. Aber so bin ich eben und wenn Du das hier liest, dann bist du vermutlich auch einer. Einen Rahmen in dieser Preisklasse kauft man sich wohl nicht, wenn es nur um die Farbe geht.
Hat sich das OPEN als eierlegende Wollmilchsau bewährt?
Um das zu beantworten, muss ich auf die einzelnen Disziplinen eingehen.

 

Radreisen:


Ich reise mit den DT Swiss Laufräder mit 32er Tubless Reifen und habe am Lenker einen Aeroaufsatz montiert. Dieser ist relativ hoch aufgebaut, um auch mit normaler Sattelposition bequem fahren zu können. Es geht mir dabei mehr um die Bequemlichkeit als um die Geschwindigkeit. Als Weight Weenie habe ich mich auch auf Radreisen für die Bequemlichkeit beim Fahren entschieden und reise mit Minimalgepäck. Das Gesamtgewicht von Rad, Taschen, Sommerklamotten, Zelt und Schlafbesteck liegt bei ca. 15Kg.  Mit diesem Setup bin ich sehr gerne unterwegs. Mit tollem Fahrkomfort durch die breiten Reifen und den gutem Flex im Rahmen, dem Aeroaufsatz und dem geringen Gewicht konnte ich ohne Probleme Tagesetappen über 200 km fahren. Als einzigen Nachteil habe ich den hohen Wert der Ausrüstung empfunden. Besonders wenn man alleine unterwegs ist, kommt es einfach zu Situationen, an denen man so ein Bike nicht einfach auf der Straße stehen lassen will. Es kommt also darauf an, wie man reisen will. Als Alleinreisender, der auch gerne mal das Bike in einer Stadt parken will um rumzulaufen, wäre mir das zu aufregend. Eine Versicherung ist möglich aber auch ziemlich teuer.

Gelände:


Ich bin mit dem Bike und den 27,5 Zoll Stans Laufrädern schon mal im Mountainbike Terrain unterwegs. Bergauf habe ich keine Probleme. Ich fahre dann eine 11-32 Kassette. Bei steilen Anstiegen würde ich schon gerne mal einen weiter runterschalten. 11-34 wäre mit Ultegra noch möglich.  Die zwei Kettenblätter empfinde ich im Gelände als störend. Aber das ist der Kompromiss, den man eingehen muss, wenn das Rad auch Rennrad seien soll.  Die Abfahrten mit dem OPEN finde ich anstrengend. Vermutlich ginge mir das mit einem anderen Gravel Bike auch nicht anders. Keine Federgabel und die sportliche Sitzposition sind für mich fordernd. Ich bin aber auch kein Routinier in dieser Disziplin.
Sportliches Fahren auf Asphalt:
Ich habe tatsächlich wieder richtig Spaß am Rennradfahren gefunden. Und das OPEN kann mit den reinrassigen Rennrädern ziemlich gut mithalten. Mit der Geometrie des OPEN lässt sich eine sportliche Sitzposition gut umsetzen. Den Rahmen empfinde ich als ausreichend steif.  Ich fahre keine Rennen, bin aber mit Rennradgruppen unterwegs und fahre Alpenpässe. In den Abfahrten rolle ich selbst mit 32er Reifen an so manchen Highend Renner vorbei. Mit der 46/30 Kurbel habe ich keine Probleme das Tempo der Gruppe (Hobbyfahrer) mitzufahren. Wobei ich gerne kleine Gänge bei hoher Trittfrequenz trete.  Eine Kurbel mit einem Kettenblatt wäre in diesen Situationen wohl ein Problem.

 

Resümee:


Die Eierlegende Wollmilchsau funktioniert in all meinen Disziplinen richtig gut. Aber es gibt auch ein paar Punkte die mich stören:
Umbauen: 
Nach Laufradwechsel muss ich Schaltung und Bremsbacken neu einstellen. Das ist zwar kein großes Ding, aber wenn ich für eine Ausfahrt spontan entscheiden möchte ob ich Asphalt oder Gravel fahre, dann nehme das Setup das gerade montiert ist und baue nicht um. Für den kurzen Tripp am Nachmittag ist mir das zu viel Aufwand.
Verschleiß und Dreck im Gelände: 
Geländefahren geht schon ganz ordentlich aufs Material. Defekte am Bike habe ich mir immer im Gelände zugezogen. Die Reinigung nach so einem Tripp kann schon ganz schön dauern. Das sind wieder die Momente, wo ich mir ein billiges Bike wünsche, das ich einfach schmutzig stehen lassen kann. Wenn es aber wieder im Rennrad-Style auf der Straße weitergehen soll, geht das für mich so nicht. Dann wird geputzt. Auch nötige Reparaturen sind schon zum Problem geworden. In der Saison kann sich das schon mal in die Länge ziehen und als Vielfahrer ist das nervig.
Rennradfahren / Weight Weenie:
Das Open lässt sich als Gravel Bike schon sehr leicht aufbauen. Mit einem reinrassigen Rennrad geht es noch leichter. Inzwischen sitze ich im Rennradmodus auch noch sportlicher und müsste dann noch mehr umbauen um zwischen den Welten zu wechseln.

 

Ich werde mir also noch ein Rennrad zulegen und das OPEN dann nur noch als Endurance-, Radreise- bzw. Gravelbike verwenden.  Und wenn es richtig ins Gelände geht, dann nehme ich inzwischen auch gerne ein Mountainbike.  Ich denke das OPEN als eierlegende Wollmilchsau ist sinnvoll, wenn es aus Platz- oder Budgetgründen mit verschiedenen speziellen Bikes nicht geht. 
Aber mir ist das OPEN UP inzwischen wirklich an den Arsch gewachsen. Für einen Weight-Weenie ist es definitiv ein großartiges Gravelbike. Und als solches werde ich es auf ein Kettenblatt umrüsten und sehr gerne weiterfahren! 

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Kommentare: 2
  • #1

    Martin (Montag, 07 Juni 2021 18:05)

    Danke für deine Einblicke, Thomas! Hammer Maschine - also Rad & du ;-)

  • #2

    Gerald (Sonntag, 06 November 2022 21:03)

    Ca. 2 (zwei) dauert der Wechsel vom Rennrad zum Gravelbike oder zurück.
    Ohne nachjustieren des Schaltung oder Bremsen.

    Aufbau: Open U.P mit Shimano Ultegra DI2 12-fach Schalt- Bremsgruppe
    Gravellaufräder: 9th Wave Anath mit 47 mm WTB ByWay
    Rennradlaufräder: Zipp 404 Firecrest mit 30 mm Continental Grand Prix 5000S TR
    Als Rennrad top und als Gravelbike super.
    Eine eierlegende Wollmilchsau!!!!!!